Spätestens seit der Netflix-Serie „Aufräumen mit Marie Kondo“ ist die japanische Ordnungsberaterin in aller Munde. Mit der KonMari-Methode begeistert sie ihre Zuschauer zum Ausmisten und Ordnung schaffen. Beim Aufräumen konzentriert sie sich auf die grundlegende Frage: Does it spark joy? Macht es mich glücklich, wenn ich diesen Gegenstand in die Hand nehme? Löst er keine Glücksgefühle aus, wird der Gegenstand aussortiert.
Diese Methode lässt sich hervorragend beim Ausmisten von Kleidungs- oder Erinnerungsstücken anwenden. Aber taugt sie auch zum Ordnung schaffen in der Küche? Vielleicht pflegt der eine oder die andere eine glückliche Beziehung zur Grillzange oder zum Cocktailmixer, aber bei vielen Küchenutensilien schlägt das Herz in der Regel nicht höher. Die Frage „Macht mich dieser Gegenstand glücklich?“ reicht hier nicht aus. Funktionalität und Nutzen müssen ebenso in Erwägung gezogen werden. Folgende Fragen sind wichtig:
- Benutze ich den Gegenstand noch?
- Erleichtert der Gegenstand meinen Alltag?
- Kann ich mir den Gegenstand bei Bedarf ausleihen?
Viele Schritte der KonMari-Methode können dennoch beim Küche aufräumen angewendet werden.
Schritt 1: Alles auf einmal ausräumen
Ein wichtiges Prinzipi der KonMari-Methode ist, alles in einem Schwung aufzuräumen. Das macht immer Sinn, aber im Bereich der Küche besonders. Denn sobald man mit dem Aufräumen beginnt, lässt sich die Küche vorübergehend nicht normal nutzen.
Zunächst sollten alle Schränke komplett ausgeräumt werden. Ja – wirklich ALLE und wirklich KOMPLETT! Das klingt vielleicht verrückt, denn so schafft man erst einmal jede Menge Unordnung. Aber wie oft kommt es vor, dass man Produkte einer Überkategorie an unterschiedlichen Orten aufbewahrt, aus Platzgründen oder weil es sich so ergeben hat. Indem man alle Schränke leert, schafft man sich den besten Überblick über den gesamten Besitz. Auch wenn das bedeutet, dass es erst einmal schlimmer, statt besser wird.
Nach dem Ausräumen sollten alle Schränke einmal ordentlich entstaubt und gereinigt werden.
Schritt 2: Kategorien bilden
Nachdem sämtliche Küchenutensilien ausgebreitet vor dir liegen, geht es ans Kategorisieren. Bilde Oberkategorien und stelle alle zugehörigen Gegenstände an einen Platz. Gängige Oberkategorien sind zum Beispiel:
- Alltägliches Geschirr (Teller in verschiedenen Größen und Tiefen, Gläser, Tassen, Müslischüsseln o.ä.)
- Besonderes Geschirr (Festgeschirr, Sektgläser, Weingläser o.ä.)
- Besteck
- Kochgeschirr (Töpfe, Pfannen, Kochbesteck wie Suppenlöffel, Pfannenwender etc.)
- Schneidebretter
- Frischhaltedosen und Zipper
- Backutensilien (Rührschüsseln, Messbecher, Rührgerät, Teigrolle, Backformen etc.)
- Vorräte
- Gewürze
- Öle
- Putzmittel
- Tee
- Kleingeräte (Waage, Rührgerät, Pürierstab, Zitronenpresse, Kartoffelstampfer, Zwiebelhäcksler, Eismaschine etc.)
- Vorräte
- Zum Kochen
- Zum Backen
- Frühstück (Marmeladen, Müsli)
- Konserven
- Produkte fürs Baby (Flaschen, Sauger, Babynahrung)
- Wenig genutzte Küchenutensilien (Plätzchenausstecher, Raclette etc.)
Die genannten Kategorien sind individuell. Nicht jeder besitzt feines Festgeschirr oder benötigt Platz für Babynahrung. Dafür gibt es möglicherweise weitere Produkte, die hier nicht aufgeführt sind. Beim Sichten und Sortieren der ausgeräumten Küchenutensilien lassen sie sich leicht verschiedenen Oberkategorien zuordnen.
Schritt 3: Ausmisten
Jetzt hast du den perfekten Überblick über all deine Küchenutensilien und siehst genau, wieviel sich über die Jahre angesammelt hat. Nun geht es ans Reduzieren. Alles was doppelt, kaputt oder unvollständig ist oder nicht genutzt wird, kann entsorgt werden. Das ist kein Appell, intakte Produkte wegzuschmeißen! Vielmehr kann man solche Küchenhelfer beim nächsten Flohmarkt verkaufen, einem Frauenhaus spenden oder verschenken.
Überlege dir beim Sortieren genau, ob du wirklich 52 Gläser brauchst oder ob auch die Hälfte völlig ausreichend ist. Und war der Sektkühler, den du zum 5-jährigen Firmenjubiläum geschenkt bekommen hast jemals im Einsatz? Oder das Tortenbackbuch von Oma? Gerade beim Ausmisten von Geschirr oder Besteck kann auch auf die kondoische Glücksfrage zurückgegriffen werden. Jeder hat seine Lieblingstassen und -teller, zu denen zuerst gegriffen wird und die IMMER ganz oben in der Schublade lieben. Selten genutztes, unliebsames Geschirr darf einen neuen Besitzer finden.
Lebensmittel müssen regelmäßig ausgemistet werden, damit weder Schimmel noch Lebensmittelmotten einziehen. Abgelaufene Produkte entsorgst du. Lebensmittel, die nicht mehr deinem persönlichen Lifestyle entsprechen, kannst du verschenken.
Schritt 4: Die Dinge richtig verstauen
Nach dem Reduzieren werden alle Utensilien wieder verstaut. Stelle dabei nicht einfach alles an den ursprünglichen Platz zurück, sondern überlege dir vorher genau, welche Kategorien wo am meisten Sinn machen. Geschirr sollte z.B. in der Nähe des Geschirrspülers platziert sein. Besteck ist unterhalb der Hauptarbeitsfläche praktisch. Kochgeschirr bewahrst du am besten in der Nähe des Kochfelds auf und Putzmittel nahe beim Spülbecken.
DENKE IN KÜCHENZONEN und ordne alle Utensilien räumlich der passenden Zone zu.
Es gibt fünf Küchenzonen:
Zonen und zugehörige Utensilien:
Bevorratung: Tee, Vorräte, Backzutaten
Aufbewahrung: alltägliches Geschirrs, Besteck
Vorbereitung: Besteck (Messer, Schäler etc.), Schneidebretter
Zubereitung: Gewürze, Öle, Kochgeschirr, Kochbesteck
Reinigung und Entsorgung: Frischhaltedosen, Zipper, Putzmittel
Neben den Zonen, sollten auch Nutzungshäufigkeit, Größe und Gewicht der Utensilien berücksichtigt werden. Selten genutzte Dinge können in weniger ergonomische Bereiche der Küche verbannt werden. Große und schwere Dinge gehören in die unteren Schränke.
Wenn du dir nicht sicher bist, was wo ideal platziert wird, hilft dir die Klebezetteltechnik. Schreibe für jede Oberkategorie ein oder mehrere Klebezettel (je nachdem wie umfangreich die Kategorie ist) und klebe diese im Anschluss an die Schubladen und Einlegeböden, die du dafür vorsiehst. Wenn alles gedanklich verstaut ist und alle Klebezettel ihren Platz gefunden haben, kannst du mit dem „echten“ Einräumen fortfahren.
Schritt 5: Styling
Für einen maximal ordentlichen und aufgeräumten Eindruck sollten Lebensmittel in einheitliche Behälter umgefüllt und beschriftet werden. Einheitliche Vorratsdosen sorgen für Ruhe und Übersicht. Eine schöne Beschriftung schafft Klarheit und hilft besonders die Ordnung zu wahren, wenn mehrere Personen in der Küche aktiv sind.
Natürlich gibt es Dinge, die nicht umgefüllt werden müssen, z.B. allerlei Backzutaten wie Vanillezucker, Backpulver, Streusel-Deko etc. Hier ist es schön, den Dingen „einen Rahmen“ zu geben, indem man sie z.B. zusammen in einer schönen Holzbox aufbewahrt.
Quick-Tipps
- Nutze die Vertikale (z.B. Schrankinnentür, Relingssystem an der Rückwand, Wandboards).
- Plane Auszüge (bei einer neuen Küche) oder verwende Boxen oder Drehteller in Türenschränken, um die Platz nach hinten bestmöglich zu nutzen.
- Unterteile Schubladen und Auszüge mit Organisationsboxen oder Abtrennern.
- Entferne die Umverpackung bei Lebensmitteln (z.B. Tee, Cornflakes).
- Verwende einheitliche Vorratsdosen (lassen sich besser stapeln).
- Bewahre große, flache Dinge senkrecht auf (z.B. Pfannen, Deckel).
Cleane Arbeitsfläche für noch mehr Ordnung
Selbst wenn eine Küche perfekt organisiert ist, alles seinen Platz hat und jeder Handgriff sitzt, kann sie auf den ersten Blick unordentlich erscheinen. Das passiert immer dann, wenn sehr viele Dinge auf der Arbeitsplatte stehen. Hier ein Toaster, da ein Sammelsurium aus Ölen und Gewürzen, dort die Teedosen inkl. Kanne und Filter.
STOPP! Versuche, alle unnötigen Accessoires von der Arbeitsfläche zu verbannen! Gewürze und Tee sollten in einem Unterschrank Platz finden und auch viele Kleingeräte können durch praktischere Lösungen ersetzt werden:
- Heißwasserarmatur oder Induktionskochfeld statt Wasserkocher
- Sprudelwasserarmatur statt SodaStream
- Einbaukaffeemaschine statt Standgerät
- Tablar Auszug oder Jalousieschrank für Küchengeräte
Ausräumen, Kategorisieren, Reduzieren, Umfüllen, Beschriften und Verstauen. Klingt gar nicht so kompliziert, oder? Ein paar Stunden, vielleicht sogar ein oder zwei volle Tage wirst du wahrscheinlich trotzdem benötigen, bis deine Küche perfekt organisiert ist. Nimm dir deshalb bewusst Zeit und sorge dafür, dass du möglichst frei von Unterbrechungen arbeiten kannst! Wir wünschen dir viel Spaß dabei. Mach Marie Kondo stolz!